16.05.1999: Karl-Heinz Hellinger - Den Nagel auf den Kopf getroffen

Mit seinem Programm "Wo der Pfeffer wächst" ist der Simbacher Kabarettist Karl-Heinz Hellinger bei uns im Club auf geteilte Meinungen gestoßen. Für die Einen war's Kabarett vom Feinsten, für die Anderen eher daneben. Doch auch die Zuschauer, die von Hellingers Programm nicht so viel hielten, können ihm nicht absprechen, dass er mit der skurril erzählten Lebensgeschichte seiner Figur Leo zumeist nicht nur den Nagel auf den Kopf traf, sondern ihn auch tief ins Fleisch trieb. Angriffsziele des Kabarettisten waren unter anderem Bürokratie und übertriebene Heimatverbundenheit, die nicht nur von Bierdimpfln zelebriert wird, die ihren Wehrdienst als schöne Zeit empfinden, weil dort immer gesoffen wurde. Leo arbeitet im Versorgungsamt und hat einen Chef, der von der Bärenjagd einen Sprachfehler davon getragen hat. Jetzt jagt der Chef etwas ungefährlichere Tiere: Mit Leo bekämpft er Borkenkäfer im Bayerischen Wald. Die Zuschauer mussten sich konzentrieren, um die Zeitsprünge mitverfolgen zu können, die Hellinger beim Erzählen von Leos Lebensgeschichte vollführte. Es kam auch vor, dass der Kabarettist aus der Leo-Rolle ausstieg und sich ins Publikum setzte, um als Kritiker sein eigenes Programm niederzumachen. Schauspielerisch perfekt schlüpfte Hellinger in den Leo. Er wechselte die Rollen fast schneller als das Publikum zuschauen konnte. Er verkörperte den psychisch anfälligen Leo so überzeugend, dass der Zuschauer am Ende der Vorstellung, als sich der Kabarettist bei seinem Publikum bedankte, erstaunt feststellte: "Der kann ja richtig sprechen!"
      
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